402
neben dem Dorfe Probstheida ist auf einer Hohe, die eine weite Aussicht
gewährt, noch jetzt ein einfacher Stein zu sehen, der bezeichnet den Punkt,
von welchem Napoleon an diesen: ewig denkwürdigen Tage die Schlacht
leitete. Er hatte die Anhöhe am frühen Morgen zuerst erstiegen, und hier
blieb er auch während des ganzen Tages. Neben ihm stand eine durch-
löcherte, halbzerstörte Windmühle, ein mahnendes Bild des von allen Win-
den abhängigen Glückes. — Napoleons Standpunkt gegenüber, auf einer
Anhöhe, die noch heute der Monarchenhügel heißt, übersahen die drei ver-
bündeten Monarchen, die Kaiser Franz und Alexander und König Friedrich
Wilhelm nebst dem Feldmarschall Fürsten Schwarzenberg den ungeheuren
Schlachtenkreis. Es war ein Schauspiel, wie es die Welt wohl niemals
gesehen hat. Über 2000 Feuerschlünde machten in fast ununterbrochener
Thätigkeit die ganze Erde umher erzittern. Auf dem Raume von einer
Meile ins Gevierte focht eine halbe Million Menschen. Hier wurden
brennende Dörfer angegriffen und umgangen, dort plänkelten Tirailleur-
schwürme; da sprengten Reiterregimenter gegen den Feind los; ein Kartätschen-
hagel warf sie zurück; das Kreuzfeuer der Artillerie wütete; hinter den
angreifenden Linien rückte langsam und wohlbedacht unsere 100 000 Mann
starke Reserve nach und harrte des Befehles, um den entscheidenden Schlag
auszuführen.
Am fürchterlichsten wütete der Kampf um Probstheida. Beide
Theile stritten um dies Dorf mit größter Entschlossenheit. Die Kartätschen
schmetterten ganze Reihen nieder. Berge von Leichen und Verwundeten
thürmten sich an den Eingängen des Dorfes auf. Probstheida selbst brannte.
Bald waren die Unseren, bald die Franzosen Meister. 300 Kanonen
donnerten auf diesem einen Punkte gegen einander. So war's bereits
nachmittags 5 Uhr geworden, als die Monarchen, da der Sieg über die
Franzosen an mehreren Punkten bereits errungen war, dem mörderischen
Kampf Einhalt thun ließen. Napoleon mußte von jetzt an nur auf seine
Rettung bedacht sein. Beim Scheine des Wachtfeuers diktirte er seinen
Marschällen die Befehle zum Rückzüge. Noch in der nämlichen Nacht be-
gann derselbe. Die gewaltigen Scharen, welche der vermessene Kriegsmann
herbeigeführt hatte, waren jetzt tief gedemütigt, froh, wenn sie den sicheren
Rückweg in die Heimat gewinnen konnten. Im Ganzen verloren die Fran-
zosen in jenen Tagen 38 Om Todte und Verwundete, und 30 000 Ge-
fangene, aber auch die Verbündeten hatten ihren Sieg mit 42 Om Todten
und Verwundeten erkaufen müssen.
Am 19. Oktober nahmen die Verbündeten Leipzig ein. Napoleon
hatte schon vormittags 10 Uhr die Stadt verlassen. Ihm nach, dem
Rheine zu, eilte in größter Unordnung auch der Rest des französischen
Heeres. Um die Verfolgung seines Heeres den Verbündeten für kurze Zeit
unmöglich zu machen, hatte Napoleon befohlen, die steinerne Elsterbrücke zu
sprengen, und diese flog daher um elf Uhr — zu früh für die Franzosen
— plötzlich in die Luft. Viele Tausende seiner eigenen ^oldnten wurden
dadurch theils getödtet, theils verstümmelt, theils vom Hauptcorps abge-
schnitten, so daß sie sich gefangen geben mußten. Der Polenführer Fürst
Poniatowski, der, um auch der Gefangenschaft zu entgehen, mit seinem
wilden Hengste in den Fluß setzte, um ihn zu durchreiten, kam darin um.
Gegen Abend hielten die drei Monarchen Friedrich Wilhem Iii., Franz
und Alexander ihren Einzug in Leipzig. Es war ein großer Augenblick,
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Franz Franz Alexander Alexander Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Probstheida Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhem_Iii Friedrich Franz Franz Alexander Alexander
407
53* Die Schlacht von Königgrätz.
3. Juli 1866.
Am 30. Juni reiste König Wilhelm von Berlin ab auf den Kriegs-
schauplatz, um das Oberkommando über seine vereinigten Heere zu über-
nehmen, mit ihm General von Moltke, der geistvolle Urheber des ganzen
Kriegsplans, auch der Ministerpräsident Graf Bismarck als „Landwehr-
major" und der Kriegsminister von Roon. Er nahm am 2. Juli sein
Hauptquartier zu Gitschin. Die Truppen waren von mühseligen Märschen,
sowie von einer Reihe blutiger Gefechte ermattet und sollten deshalb vom
1. bis 3. Juli Rasttage haben. Da lief am Abend des 2. Juli von allen
Seiten die Nachricht ein, Benedek stehe mit seiner ganzen Macht kampf-
bereit zwischen der Bistritz und der Elbe. Er hatte nach den vielen
Niederlagen der einzelnen Corps seinen Kaiser gebeten, Frieden zu schließen;
dieser aber hatte ihn aufgefordert, um jeden Preis eine Schlacht zu wagen.
Die Stellung, in welcher er sich nun befand, schien vortrefflich gewählt.
Auf den schroffen Anhöhen hatte er vor sich die Bistritz mit ihren sumpfigen
Ufern, die durch den fortwährenden Regen angeschwollen war. Rechts war
seine Aufstellung durch die Festung Josephstadt, links durch die Festung
Königgrütz gedeckt. Die zahlreichen Dörfer und Weiler an den Abhängen
und am Fuße waren durch Verhaue zu kleinen Festen gemacht und hunderte
von Geschützen terrassenförmig hinter Erdauswürfen aufgestellt, auch die
Zielpunkte auf den gegenüber liegenden Höhen genau bezeichnet. Fast fünf
Armeecorps, über 200 000 Mann, mit 672 Geschützen standen ihm zu
Gebote. Beinahe drei Stunden weit dehnte sich die furchtbare Festung
ans, von Problus, wo die Sachsen standen, links bis Benatek und Hore-
nowes rechts. Auf dem höchsten Punkte, bei Chlum und Lipa, hatte der
Feldherr sein Hauptquartier, zu seinen Füßen über die Bistritz lag Sadowa,
der Schlüssel zu seiner Stellung. Hier erwartete er die Preußen.
Die erste Armee hatte Befehl den Feind in der Front zu fassen, die
Elbarmee seinen linken Flügel, die Sachsen, anzugreifen; um Mittag sollte
die zweite Armee ihm in die rechte Flanke fallen.
Noch war die Sonne des 3. Juli nicht aufgegangen, so war schon
das ganze Prenßenheer auf dem Marsche. Die Wege waren durch den
anhaltenden Regen bodenlos; dennoch war um die festgesetzte Stunde alles
zur Stelle. Um 7 Uhr erschien General von Horn vor Sadowa,
empfangen von den ersten Kanonenschüssen; um 8 Uhr überschritt Prinz
Friedrich Karl mit seiner Hauptmacht die Bistritz; um 9 Uhr war Herwarth
bei Nechanitz mit den Sachsen im Kampf. Um 8 Uhr bestieg König
Wilhelm bei Dub, % Stunde von Sadowa, sein Streitroß; er hatte die
6 Meilen von Gitschin in 2 */2 Stunden zurückgelegt. Alsbald begrüßten
ihn die Österreicher mit Granaten. Auf der ganzen Linie von Nechanitz
bis Benatek tobte der Kampf. General von Fransecky warf sich um 9 Uhr
mit seiner Division in den Wald von Maslowcd vor Benatek und be-
hauptete sich dort gegen die dreifache Übermacht fast 6 Stunden lang:
dadurch wurde der rechte Flügel des Feindes namhaft geschwächt.
Um 12 Uhr stand die Schlacht; vorwärts konnten die Preußen nicht,
zurück wollten sie nicht. Aller Augen richteten sich nach der Seite, von
wo der Kronprinz erscheinen sollte. Schon hatten sich die Österreicher zu
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TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: König_Wilhelm_von_Berlin Wilhelm von_Moltke Graf_Bismarck Roon Benedek Friedrich_Karl Friedrich Karl Herwarth Wilhelm Nechanitz Fransecky
408
einem gewaltigen Stoß auf die ermatteten Preußen gerüstet. Da sah man
links hinter den Hügeln wiederholt Rauchwolken aufsteigen, ein Zeichen,
daß der Kronprinz nahe sei, und zugleich bemerkte man, wie die Öster-
reicher sich in der Richtung von Horenowes bewegten und nach dieser
Seite ihr Feuer richteten. Die zweite Armee war auf grundlosen,
engen, steilen Wegen herbeigeeilt, hatte seit 8 Uhr den Kanonendonner ver-
nommen, war schon seit 11 Uhr im Kampf und stürmte geradewegs ans
Horenowes los, das schon um 1 Uhr in preußischem Besitz war.
Nun befahl König Wilhelm Vorgehen der ganzen Linie. Um 2p4 Uhr
hatte General Hiller von Gärtringen mit der Garde Chlum genommen
und bald darauf den Heldentod gefunden. Um 3 Uhr war der österreichische
rechte Flügel geschlagen; die 1. Gardedivision hatte 55 Kanonen erobert
und stand im Rücken der feindlichen Hanptstellung. Da ließ Benedek
seine 50 000 Mann Reserven los, frische Truppen. Von Höhe zu Höhe,
von Schlucht zu Schlucht wogte der Kamps; 400 000 Männer mit mehr
als 1000 Geschützen rangen hier um den Sieg, dort um einen rettenden
Rückzug, beide mit der ruhmvollsten Tapferkeit. Um 3 Uhr mußten die
Sachsen Problus räumen; die feindliche linke Flanke war bedroht. Um
V2 4 Uhr befahl der König seiner Reiterei, die Verfolgung zu beginnen.
Während Prinz Friedrich Karl an der Spitze einer Kavalleriebrigade über
die Brücke von Sadowa sprengt, stellt sich der König an die Spitze einer
andern Brigade, überall von dem Jubel seiner Krieger umbraust. Der
Kronprinz und Prinz Friedrich Karl trafen sich um 6 Uhr bei Chlum.
Bald daraus kreuzten sich die Elbarmee und die zweite Armee vor der Front
der ersten Armee. Die um Mittag 3^2 Meilen lange Gesechtslinie hatte
sich auf V2 Meile verengt.
Um 7 Uhr endigte die Schlacht. Die Preußen, welche meist schon
19 Stunden in Bewegung, deren viele schon 10 Stunden im heißen Ge-
fecht waren, ohne irgend Nahrung zu sich genommen zu haben, stellten die
Verfolgung ein. Die Österreicher in wilder Flucht fanden Schutz hinter
der Elbe unter den Kanonen von Königgrätz. Als es schon dunkelte,
trafen sich der König und der Kronprinz auf einer Wiese bei Problns.
Der Heldenvater und der Heldensohn sanken einander in die Arme. Der
König schmückte den Kronprinzen mit dem Orden pour le mérite.
Den Preußen kostete die Schlacht bei Königgrätz an Todten 99 Offi-
ziere und 1830 Mann, an Verwundeten 250 Offiziere und 6 688 Mann,
an Vermißten 270 Mann; den Österreichern und Sachsen an Todten 4 861,
an Verwundeten 13 920, an Vermißten 25 419, von welchen 19 800 unver-
wnndet in preußische Gefangenschaft fielen, 161 Geschütze, 5 Fahnen, hunderte
von Munitions-, Bagage-, Proviantwagen, viele tausend Gewehre u. s. w.
Bmder.
54. Der Abbruch des Krieges gegen Frankreich.
1870.
Frankreich war eifersüchtig auf die glänzenden Erfolge der
preussischen Waffen; die steigende Macht Preussens und die wachsende
Einigung Deutschlands machten es besorgt um seinen Einfluss und
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Extrahierte Personennamen: König_Wilhelm Wilhelm Hiller Gardedivision Benedek Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Chlum Sachsen Frankreich Frankreich Deutschlands
412
durch den Park eine schöne Aussicht gegönnt. „Bellevue" ist der Name
des Schlosses. Die Hinterfront, die nach Donchery gewandt ist, wird
durch Baumanpflanzungen gedeckt. Den Vordergarten zieren Blumenbeete.
Auf die Höhe der Freitreppe gelangt, tritt man in die Räume, die
der Familienwohnung des Besitzers angehören, — zunächst in einen kleinen
Flur, der durch Glaswände von den Glassalons getrennt ist. Eine ein-
fache Einrichtung, ein großer, ovaler Tisch und vielleicht ein Dutzend Rohr-
stühle, kennzeichnet auch diesen Raum als Vorgemach. Man tritt von hier-
in den Salon des mittleren Thurmes, der zwar ebenfalls einfach, aber
doch mehr wohnlich ausgestattet ist. Tische, Lehnstühle, Sopha, Spiegel,
Kamin und Büffet befinden sich darin. Zur Seite dieses Gemachs, gleich-
falls im mittleren Thurme, ist ein Bibliothekzimmer, ein wenig eleganter,
als das oben beschriebene größere Zimmer.
Dieses Schlößchen war es, das am 2. September 1870 den Raum
zu der Unterredung zwischen König und Kaiser bot. Der König, an seiner
Seite der Kronprinz, die Kavallerie-Stabswache im Vortrab und im Ge-
folge, — so ritten sie über Donchery der Gegend zu, über die Maasbrücke,
bald darauf in den Park von Bellevue umbiegend. Als sich der Zug dem
Schlosse näherte, war es gegen 1 Uhr geworden.
Da stand der Kaiser an der Außenseite des Hauses vor der Treppe.
Er entblößte sein Haupt und verbeugte sich ehrerbietig vor dem Könige.
Kaum vom Pferde gestiegen, ging der König auf ihn zu, faßte seine Hand
und schüttelte sie. Er war von der Thatsache, daß sein herausfordernder
Gegner gedemütigt, abbittend und sein Schicksal abwartend vor ihm stand,
zu sehr gerührt, als daß er sogleich ein Wort hätte sprechen können. Er
war aber eben so voll Edelmutes und voll aufrichtiger Demut des Herzens.
Er hegte den lebhaften Wunsch, dem schon vielfach Gestraften über die
Schwere dieses Augenblicks hinweg zu helfen. Der König führte ihn die
Stufen der Freitreppe hinauf. Der Kronprinz folgte. Vor der Thür des
Mittelsalons angelangt, blieb auch der Kronprinz zurück.
Seiner Lage sich bewußt, schwieg der Kaiser. Es stand ihm zu, abzu-
warten, wie der König die Unterredung einzuleiten wünschte.
Der König: Gott hat den Sieg meinen Waffen gegeben. Und ich
danke Gott dafür! Doch um Eurer Majestät willen bedaure ich aufrichtig
alles, was geschehen ist. Ich habe es sogleich herzlich bedauert, daß Eure
Majestät den Krieg gegen mich erklärt haben.
Der Kaiser: Sire, ich kann versichern, daß ich den Krieg nicht ge-
sucht habe. Die öffentliche Meinung, die Stimmung des Volkes waren es,
die mich gezwungen haben, Krieg zu beginnen.
Der König: Soll ich davon überzeugt sein, soll ich glauben, daß
Eure Majestät den Krieg geführt haben, um der öffentlichen Meinung zu
genügen, so muß ich doch sagen, daß Ihre Minister jene öffentliche Meinung,
welche den Krieg erzwang, künstlich hervorgerufen und genährt haben.
Der Kaiser schwieg.
Der König: Eurer Majestät Armee geht mit Ehren aus dem Kriege
hervor. Das Zeugnis, daß sie mit großer Tapferkeit gekämpft habe, darf
ihr nicht versagt werden.
Der Kaiser: Doch der Ruhm strengerer Disziplin gehört den Truppen
Eurer Majestät. Es ist leider wahr, daß diese einem großen Theil meiner
Truppen in letzter Zeit sehr gefehlt hat.
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1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
199
von Rußland. Unter ihren Augen führten die braven Krieger das
große Werk aus. Ein Dorf nach dem andern wurde den Franzosen
genommen und dieselben immer näher an die Stadt Leipzig gedrängt.
Nuraden Mittelpunkt seiner ganzen Ordnung, das Dorf Probstheyda,
hielt Napoleon unerschütterlich fest. Ging dieses verloren, so war
keine Rettung mehr. Fünfmal erstürmten die Verbündeten dastelbe,
und eben so oft ging es verloren. Da befahlen die drei Monarchen,
hier den Kampf einzustellen, denn an den andern Orten des Schlacht-
feldes ;,war der Sieg bereits entschieden. Während der Schlacht gingen
auch die sächsischen und würtembergischen Krieger, die bisher in Napo-
leons Heere hatten fechten müsten, mit klingendem Spiele zu den
Verbündeten über.
Es war um 8 Uhr abends, da sprengte der Feldherr Schwar-
zenberg den Hügel hinan zu den drei Herrschern und meldete:
„Wir haben gesiegt, der Feind zieht fort." Die frommen Fürsten stei-
gen von ihren Rossen, knieen nieder und danken Gott in stillem Ge-
bete. Alle, die bei ihnen sind, thun ein Gleiches, und auf dem
Schlachtfelde erscholl: „Nun danket alle Gott!" Jener Hügel aber,
wo die drei verbündeten Fürsten hielten, heißt bis auf den heutigen
Tag der Dreimonarchenhügel.
4. Rückzug. Nach Mitternacht, als der Mond aufging, begann
der Rückzug des ganzen Heeres durch Leipzig. Hier war ein
Drängen und Treiben ohne Gleichen. Die Angst trieb jeden Franzosen
vorwärts. Und wohl mochten sie auch nun eilen, daß sie davon
kamen, denn die Russen saßen ihnen auf der Ferse. Kaum graute
der Tag, so stürmten die Preußen auf Leipzig los, drangen in die
Stadt und nahmen gefangen, was ihnen vorkam. Die Beute in der
Leipziger Schlacht bestand aus 400 Kanonen, 7 Adlern und 21
Fahnen, und gefangen wurden 30,000 Soldaten mit 23 Generalen.
Aber der ganze Verlust Napoleons an Soldaten betrug 80,000; doch
hatten auch die Verbündeten gegen 60,000 Mann eingebüßt. Mit
den Trümmern seines Heeres eilte Napoleon dem Rheine zu; seine
Kraft war gebrochen.
67. Blücher am Rhein.
Die Heere blieben am Rheine steh'n:
Soll man hinein nach Frankreich geh'u?
Man dachte hin und wieder nach,
Allein der alte Blücher sprach:
„Generalkarte her!
Nach Frankreich geh'n ist nicht so schwer.
Wo steht der Feind?" — „«Der Feind? — dahier!""
„Den Finger drauf! den schlagen wir!
Wo liegt Paris?" — „„Paris? — dahier!""
«Den Finger drauf! das nehmen wir!
Nun schlagt die Brücken über'n Rhein;
Ich denke, der Champagnerwein
Wird, wo er wächst, am besten sein!"
Kopisch.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Dorf_Probstheyda Leipzig Leipzig Rheine Rhein Rheine Frankreich Frankreich Paris Rhein
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
208
gemeinsam entgegentreten. Schwieriger war die Lage der Armee des Kronprinzen.
Sie war über 14 Meilen von der ersten Armee entfernt und somit der Gefahr
ausgesetzt, von den übrigen Heerhaufen abgeschnitten zu werden.
Der Oberbefehlshaber der Oestreicher, Benedek, bot alles auf, um die
Vereinigung der preußischen Heere zu verhindern. Mit großer Macht warf er
sich daher besonders der Armee des Kronprinzen entgegen. Gleich bei ihrem
Einzuge hatte diese schon am 27. Juni ein blutiges Gefecht bei Wachod zu
bestehen, das unter der Führung des Kronprinzen zu einem herrlichen Siege
sich gestaltete. Der 70jährige wüthige General v. Steinmetz, der „Löwe",
wie seine Soldaten ihn nennen, zeichnete sich dabei besonders aus. Schon am
folgenden Tage (28.) folgte diesem Siege der Preußen ein zweiter bei Skakih.
Mit großer Uebermacht griffen die Oestreicher an, aber sie erlitten hier eine
noch größere Niederlage als bei Nachod. Vertrauen und Begeisterung erfüllte
nun die Sieger. Daher konnte Steinmetz, der wieder der Held des Tages war.
an den König schreiben: „Meine Truppen sind nach zwei Schlachten noch voller
Muth und Freudigkeit. Sie brechen in lauten Jubel aus."
Eine andere Abtheilung der kronprinzlichen Armee hatte um dieselbe Zeit
ein blutiges Gefecht bei Hrautenau zu bestehen. Am 27. wurden dort zwar die
Preußen von der Uebermacht der Oestreicher zurückgedrängt, aber am nächsten Tage
wurde diese kleine Schlappe durch einen glänzenden Sieg gerächt. Das Garde-
Eorps, welches am 27. noch einen ganzen Tagesmarsch zurück war, wurde in
der Nacht auf den 28. herangezogen. Es mußte ein sehr schwieriger Marsch
durch das Gebirge zurückgelegt werden, aber um 5 Uhr morgens stand die
Garde schon kampfbereit in der Nähe von Trautenau den Kaiserlichen gegenüber.
Ein hitziges Gefecht entspann sich, das mit der völligen Niederlage der Oest-
reicher endete, und wobei dieselben große Verluste erlitten.
General Elam-Gallas sollte die Vereinigung der ersten mit der Elbarmee
verhindern. Die Gefechte bei I'odok (1. Armee) am 26., Künerwasser (Elb-
armee) am 27. und Wünchengrätz am 28. Juni (1. und Elbarmee) waren
aber so glücklich für die Preußen, daß jener sich zurückziehen mußte. Prinz
Friedrich Karl konnte sich nun mit Herwarth vereinigen. Beide suchten nun
die Verbindung mit der sich nähernden Armee des Kronprinzen herzustellen.
Solches wollten aber die Oestreicher verhindern. Bei Gitschin (1. Armee),
dem Begräbnißorte Wallenstein's, hatte Clam-Gallas eine sehr feste Stellung
eingenommen. Am 29. folgte hier ein äußerst blutiger Kampf, der von 4 Uhr
nachmittags bis gegen Mitternacht dauerte. So tapfer auch die Oestreicher und
Sachsen sich vertheidigten, sie konnten gegen das ungestüme Vordringen der
Preußen doch nicht Stand halten. Gitschin wurde genommen, und die Feinde
mußten die Flucht ergreifen. Das war ein Ehrentag für die Preußen. Zwar
hatte er ihnen große Verluste an Todten und Verwundeten gebracht, aber die
Verluste ihrer Gegner waren noch bedeutend größer. Das wichtigste Ergebniß
dieses Sieges war aber, daß nun die drei preußischen Armeen alle sich vereinigten
und dem Benedek die Entscheidungsschlacht anbieten konnten.
76. Die Schlacht bei Königgriitz. (3. Juli.)
Auf die Nachricht von dem glücklichen Beginne und Fortgange
des Feldzuges in Böhmen hatte sich der König zur Armee begeben,
um in dem bevorstehenden Entscheidungskampfe selbst den Oberbefehl
über das ganze Heer zu übernehmen. Am 2. Juli kam der König
in Gitschin an. Von dem Augenblicke der Ankunft an bis zum späten
Abend hatte er buchstäblich nicht einen Augenblick Ruhe. Von allen ,
Seiten wurde er in Anspruch genommen. Als er sich müde und ab- ?
gespannt eben zur Ruhe begeben will, erscheint gegen 11 Uhr ein vom
Prinzen Friedrich Karl abgesandter General mit gar wichtigen Mel- !
J
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Benedek Friedrich_Karl Friedrich Karl Herwarth Benedek Friedrich_Karl Friedrich Karl
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
209
düngen. Der Prinz hat am Nachmittage zwei Offiziere ausgesandt,
die die Stellung des östreichischen Heeres in möglichster Nähe erforschen
sollen. Diese haben die Nachricht mitgebracht, daß es nach den Be-
wegungen des Feindes scheine, als wenn derselbe einen Angriff beab-
sichtige. Als diese Meldung eintrifft, wird sofort General von Moltke
zum Könige berufen. Gegen Mitternacht begann der neue Kriegsrath,
und um 2 Uhr früh waren bereits die nöthigen Befehle zum Kron-
prinzen, welcher 5 Meilen, und zum General Herwarth, welcher 3
Meilen entfernt war, für den gewaltigen Kampf am kommenden Tage
abgesendet. Dem Könige blieb nur die Zeit von 2 bis halb 5 Uhr
zur Ruhe. Punkt 5 Uhr erfolgte die Abfahrt von Gitschin. Die
Fahrt bis zum Dorfe Dub wurde in 2^ Stunden zurückgelegt. Hier
stieg der König sofort zu Pferde und blieb bis abends 8 Uhr, über
12 Stunden, unter der ungeheuren Aufregung des Tages im Sattel.
Wahrlich ein 70jähriger Greis mit dem Feuer eines Jünglings!
Benedek hatte sich einen Kampfplatz ausgesucht, wie er nicht besser
sein konnte. Im Westen der beiden Festungen Josephstadt und König-
grätz hatten die Oestreicher eine feste Stellung eingenommen und fick
gut verschanzt. Ein Nebenflüßchen der Elbe, die Bistritz, bildete für
die Preußen nicht geringe Hindernisse, da die sumpfigen Ufer dieses
Flüßchens den Uebergang sehr beschwerlich machten. Das Land zwischen
Elbe und Bistritz ist mit kleinen Dörfern förmlich übersäet und bildet
einzelne nicht unbedeutende Hügelgruppen, die die Oestreicher mit zahl-
reichen Geschützen besetzt hatten. Da war's nun für die Preußen keine
leichte Aufgabe, sie hier anzugreifen und zu besiegen.
Um 1/28 Uhr begann der Kampf. Etwa eine halbe Stunde
nachher erschien der König auf dem Schlachtfelde und übernahm sofort
den Oberbefehl. Der preußische Schlachtplan, den General Moltke
mit dem Könige noch in der Nacht entworfen hatte, bestand darin:
Prinz Friedrich Karl im Centrum*) sollte mit seiner Armee den Feind
diesseit der Elbe festhalten, bis die entfernter stehenden beiden andern
Armeen herbeieilen und ihn in beiden Seiten umfassen konnten. Nach
4 Uhr morgens begannen sämmtliche Heerestheile der ersten Armee
und des Generals Herwarth vorzurücken. Die Luft war trübe und
nebelig, der Regen fiel andauernd, und der Wind blies kalt. Die
meisten Soldaten hatten wenig Ruhe gehabt, viele waren nüchtern
ausmarschirt, aber dennoch marschirten sie riistig die vom Regen durch-
weichten Feldwege einher und achteten nicht der Beschwerden, mit denen
sie zu kämpfen hatten. Anfangs nahm blos die Armee des Prinzen
Friedrich Karl Theil am Gefechte. Nach zwei Stunden erschien aber
auch die Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld. Nun entbrannte
der Kampf von allen Seiten. Mit erstaunlicher Tapferkeit, Ausdauer
und Gewandtheit kämpften die preußischen Trirppen. Mit der größten
Todesverachtung warfen sie sich in's Gefecht und achteten nicht auf
*) Centrum — Mittelpunkt.
Lesebuch für Volksschulen.
14
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Moltke Herwarth Benedek Moltke Friedrich_Karl Friedrich Karl Herwarth Friedrich_Karl_Theil Friedrich Karl Herwarth_von_Bittenfeld
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
210
den heftigen Kugelregen und die überall Verderben drohenden Granaten
und Kartätschen der Oestreicher.
Gegen Mittag schien die Schlacht auf allen Punkten des weiten
Feldes zum Stehen gekommen zu sein. Unsere ganze Linie konnte
keinen Boden mehr gewinnen, mußte vielmehr hart kämpfen, um den
gewonnenen zu behaupten. Aber weiter wollten die Preußen vor der
Hand auch nichts. Mit Sehnsucht sahen sie jedoch der Ankunft des
Kronprinzen entgegen. Die Ferngläser waren ängstlich nach der Linken
gerichtet; aber da der Tag naß war, so verkündete kein aufwirbelnder
Staub in der Ferne den Marsch, und nichts deutete das Vorgehen der
zweiten Armee gegen die Rechte des Feindes an. Der König selbst
blickte fortwährend durch sein Glas, aber vergebens in die regengraue
Ferne. Adjutanten wurden ausgesandt, Erkundigungen einzuziehen,
aber sie kamen nicht zurück, ein Beweis, daß sie zu weit hatten reiten
müssen, ehe sie anmarschirenden Truppen begegneten.
Um diese Zeit war es ungefähr, als der König seine Umgebung
fragte, ob niemand etwas zu essen oder zu trinken habe. Seit halb
5 Uhr hatte er nichts zu sich genommen. Die Wagen, in denen für
alles gesorgt war, standen wohl schon eine Meile zurück. Zu einem
Dahinsenden war keine Zeit. Einer der Adjutanten ftagte überall und
brachte endlich von einem Reitknechte einen Schluck Wein, von einem
Soldaten ein Stück Wurst und ein Stück Commißbrot. Das war bis
spät abends die einzige Speise, die der König zu sich nahm.
Die Besorgnisse wegen einer verspäteten Ankunft des Kronprinzen
waren aber grundlos. Schon um 1 Uhr war er mit zwei Armee-
Corps auf dem Schlachtfelde eingetroffen und sofort zum Angriff ge-
schritten; aber bei der ersten Armee konnte man davon nichts sehen,
weil die Höhen dieses verhinderten. Gegen 2 Uhr erkannte man in
der Umgebung des Königs, daß die Truppen des Kronprinzen auf
unserm äußersten linken Flügel eingetroffen waren. Von diesem Augen-
blicke an war das Gefühl in aller Brust, daß jetzt der Sieg nicht
fehlen könne. Mit der Armee des Kronprinzen griffen nun mit neuem
Muthe auch die beiden andern Heerestheile überall wieder an, und
um halb vier Uhr war der Sieg entschieden. Die Oestreicher und die
mit ihnen verbündeten Sachsen ioendeten sich schleunig zur Flucht.
Die Verfolgung und einzelne Gefechte dauerten aber bis gegen 8 Uhr
abends fort. 170 Kanonen, 11 Fahnen und gegen 18,000 Gefangene
fielen in die Hände der Sieger. Der Gesammtverlust der Oestreicher
betrug 40,000 Mann, während die Preußen nur 10,000 Mann ver-
loren. Eine solche Niederlage hatte die östreichische Armee bisher noch
nie erlitten. Noch in den nächsten Tagen war es ihr nicht möglich,
die Ordnung herzustellen. Stehengebliebene Geschütze und Wagen,
weggeworfene Tornister und Säbel, vor allem die große Zahl der ein-
gebrachten Gefangenen zeugten von vollständiger Auflösung der Armee.
Benedek, der seinen Soldaten Erholung und Rast in Preußen ver-
heißen hatte, war für sein prahlerisches Benehmen arg gedemüthigt worden.
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1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
218
die Schlacht. Gegen Mittag begann der Kampf, der bald auf allen
Punkten gleich heftig entbrannte. Ganz besonders hart war der Kampf
bei dem von den Franzosen befestigten Dorfe St. Privat (Säng-
Priwa), welches von den preußischen Garden und von sächsischen Trup-
pen gestürmt wurde. Die Sachsen verloren hier allein 2000 und die
preußischen Garden etwa 7000 Todte und Verwundete. Sehr heiß
wurde auch um die Höhen bei Gravelotte gekämpft. In stetem
Schwanken neigt sich hier der Sieg bald auf die Seite der Franzosen,
bald auf die Seite der Unsern. Der Tag neigt sich, und noch sind
die Höhen nicht in unsern Händen. Die zur Armee des Generals
v. Steinmetz gehörigen pommerschen Regimenter werden schon lange
sehnlichst erwartet und sind noch immer nicht zur Stelle. Endlich
gegen 7 Uhr kündet der Donner ihrer Geschütze an, daß sie in die
Schlachtlinie einrücken. Jetzt sind alle Anstrengungen der Franzosen
vergebens. Als die Nacht hereinbrach, war der Sieg errungen. Der
König telegraphirte noch abends an die Königin: „Die französische
Armee ist in sehr starker Stellung westlich von Metz heute
unter meiner Führung angegriffen, in neunstündiger Schlacht
vollständig geschlagen, von ihren Verbindungen mit Paris
abgeschnitten und gegen Metz zurückgeworfen worden."
84. Prinz Friedrich Karl.
(Mel.: Prinz Eugen rc )
1. Friedrich Karl, der kühne Degen,
Sprengt mit Macht dem Feind ent-
gegen,
Ohne Furcht ob der Gefahr!
„Vorwärts," ruft er, „vorwärts, Jun-
gen!" —
Kaum gesprochen, ist gelungen
Schon die That. — Hurrahl Husar!
2. Friedrich Karl, der munt're Jäger,
Sprengt mit seinem guten Schläger
In der Faust voran der Schaar!
Und die Seinen folgen alle,
Hurrah rufend, daß es schalle
In den Feind. — Hurrah! Husar!
3-Friedrich Karl, der edle Reiter,
Sprengt mit Siegesbotschaft heiter
Zu dem Held im Silberhaar:
„Majestät, es ist gelungen;
Wieder haben meine Jungen
Einen Sieg!" — Hurrah! Husar!
4. Friedrich Karl, du Mann von
Worte,
Wenig sprichst Du, doch am Orte
Machst das Wenige Du wahr!
Mit Dir kämpft auf Tod und Leben
Deine Schaar ohn' Furcht und Beben,
Doch mit Gott! — Hurrahl Husar!
E. W.
85. Die Rosse von Gravelotte.
Heiß war der Tag und blutig die Schlacht,
Kühl wird der Abend und ruhig die Nacht.
Droben vom Waldsaum nieder in's Thal
Dreimal schmettert Trompetenstgnal;
Ladet so laut und schmettert so hell.
Ruft die Dragoner zurück zum Appell.
Truppweis, in Rotten, zu Dreien und Zwei'«,
Stellen die tapferen Reiter sich ein.
Aber nicht alle kehren zurück,
Mancher liegt da mit gebrochenem Blick.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Metz Friedrich Eugen Eugen Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl Karl Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Geschlecht (WdK): koedukativ
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Auflösung in die Festung Sedan warf. Sie wurde eingeschlossen,
und Napoleon selbst saß mit in dieser Falle. In dieser Bedrängniß
schrieb Napoleon an den König Wilhelm: „Nachdem ich vergebens
an der Spitze meiner Armee den Tod gesucht, lege ich meinen Degen
zu den Füßen Eurer Majestät nieder." Diesen Brief sandte er an
den König in's Feldlager und gab damit zu erkennen, daß er sich und
seine Armee auf Gnade und Ungnade ergeben wolle. Moltke und
Bismarck traten nun in Unterhandlung mit dem französischen General
v. Wimpsen wegen der Uebergabe der Festung und des Heeres. Am
folgenden Tage, am 2. September, wurde die Kapitulation abgeschlossen.
Die ganze französische Armee wurde kriegsgefangen nach Deutschland
geführt. 83,000 Mann, darunter 4000 Offiziere und 50 Generale,
geriethen am 2. September in die Hände der Unsern, außer den
25,000, die in der Schlacht am vorhergehenden Tage zu Gefangenen
gemacht worden waren. Dazu wurden 400 Feldgeschütze, 150 Festungs-
geschütze und 10,000 Pferde erbeutet.
Unbeschreiblich war der Jubel in ganz Deutschland bei der Nach-
richt: Der Kaiser ist gefangen! Jede Stadt, jedes Dorf prangte im
Fahnenschmuck. Bon Ort zu Ort tönte Glockengeläute herüber, in
das sich lebhafter Kanonendonner mischte. Fast überall wurde die Ar-
beit eingestellt; nur das eine Gefühl bewegte eines jeden Brust: Es
ist Großes geschehen!
Begleitet von einigen Generalen verließ Napoleon am 2. Sep-
tember zu Wagen schon 5 Uhr morgens die Stadt Sedan und ließ
den Grafen Bismarck durch einen Adjutanten um eine Unterredung
bitten. Unterwegs vor einem leerstehenden Häuschen, das einem Weber
gehörte, stieg er aus und setzte sich auf eine Bank. So fand ihn der
Graf, der ihm entgegengeritten war. Nach einer kurzen Unterredung
bestieg der Kaiser den Wagen, und der Reichskanzler Bismarck begleitete
ihn mit einer Ehrenwache nach dem Schlößchen Bellevue (spr. Bählwü).
Hier hatte auch Napoleon am Nachmittage desselben Tages eine kurze
Zusammenkunft mit dem König Wilhelm, den er durch Bismarck hatte
um eine Unterredung bitten lassen. Darüber hat der König an die
Königin Augusta Folgendes berichtet:
„Welch' ein ergreifender Augenblick, die Begegnung
mit Napoleon! Er war gebeugt, aber würdig in seiner
Haltung und ergeben. Ich habe ihm Wilhelmshöhe bei
Kassel zum Aufenthalte gegeben. Unsere Begegnung
fand in einem kleinen Schlößchen, westlich von Sedan,
statt. Von dort beritt ich die Armee um Sedan. Den
Empfang von den Truppen kannst Du dir denken. Un-
beschreiblich! Beim Einbrechen der Dunkelheit, 1/2 8 Uhr,
hatte ich den 5stündigen Ritt beendigt, kehrte aber erst
um 1 Uhr hierher zurück. Gott helfe weiter!"
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TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Wilhelm Moltke Napoleon Bismarck Napoleon Wilhelm Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sedan Deutschland Deutschland Sedan Bellevue Kassel Sedan Sedan